Schwester Maria
Schwester Sr. Maria

Schwester Sr. Maria

Jahrgang1936
Eintritt1963
BerufHeimleiterin
Arbeitsbereichehrenamtliche Aufgaben
StandortRödermark

Gerade schaue ich nachdenklich zum Fenster hinaus und sehe zu meinem Erstaunen zum ersten Mal einen Regenbogen hier in Rödermark und sogar einen doppelten. Dieser Regenbogen symbolisiert die Treue Gottes. Ich kann sie auch über und in meinem Leben sehen. Jetzt im Alter finde ich das so wichtig, denn man fühlt sein Schwächer-Werden und seine Hilfsbedürftigkeit. Ich brauche Jesu Nähe. Er ist für mich und geht mit mir. Er will, dass mein Leben gelingt.

Das habe ich in den fast 60 Jahren in der Schwesternschaft erlebt und das gilt auch im Alter. Ich suche Jesus intensiver, weil ich mich jetzt näher an der Ewigkeit fühle als früher.

Bis 2021 habe ich in unserem ersten Schwesternhaus in Bensheim Auerbach gelebt. Viele junge Schwestern konnte ich in das gemeinsame Leben einführen. Am Anfang sind die meisten zu Pionieraufgaben ins Ausland gezogen. Später sind weitere Schwesternhäuser in Deutschland entstanden. Ich blieb immer in Auerbach und habe mich den verschiedenen Herausforderungen gestellt. Doch jetzt im Alter hat auch für mich ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Zusammen mit Sr. Adelheid bin ich in unser »Haus Morija« eingezogen. Ich konnte mich lange auf den Einzug vorbereiten. Zudem kannte ich das Haus schon und die Schwestern, welche seit über 30 Jahren mit großer Hingabe die schwere Verantwortung tragen.

Wir haben hier einen extra Wohnbereich für insgesamt 5 Schwestern. Jede hat ein schönes Zimmer mit Bad und gemeinsam haben wir eine Wohnküche. Mit einer großen Liebe begleiten uns unsere Schwestern. Trotzdem ist es ein großer Unterschied, ob ich nur zu Besuch hier bin oder als HEIMBEWOHNER. Ich bin hier von kranken und sterbenden Menschen umgeben. So durfte ich in den ersten Monaten unsere Waisendienst-Schwester in die Ewigkeit hinüber begleiten. Da ist man dem Himmel so nah.

Wir können uns auch selbst versorgen. Dreimal in der Woche kocht Sr. Adelheid, sonst nehmen wir das Mittagessen zur gleichen Zeit ein wie die »Mamre«-Bewohner (Betreutes Wohnen). Es ist exzellent. So sieht man täglich dieselben Gesichter und schon nach kurzer Zeit kam ich mir wie in einer großen Familie vor. Man grüßt sich freundlich, als ob man schon immer zusammengehören würde, beim Auseinander-Gehen wünscht man sich einen schönen Mittag. Ist jemand krank, wird das in der Gruppe weitergegeben oder stirbt jemand unerwartet, ist das für uns alle ein Schock. Kurz gesagt: Man sitzt im gleichen Boot.

Wir helfen einigen hilfsbedürftigen Bewohnern mit unserer ganzen Kraft und Einsatz. Ich lerne mehr denn je im Heute zu leben und was es heißt, nicht für den andern Tag zu sorgen.

Täglich hoffe ich auf Gottes Gegenwart. Die Hoffnung gibt mir Mut für den neuen Tag. Ist mal ein Tag nicht nach meinem Geschmack, dann suche ich das Angesicht Gottes, denn in Psalm 16,11 heißt es: »Vor deinem Angesicht herrscht Freude die Fülle.« So tanke ich wieder neu die Lebensfreude auf.