Schwester Doris
Schwester Sr. Doris

Schwester Sr. Doris

Jahrgang1965
Eintritt1985
BerufAltenpflegerin
ArbeitsbereichVersorgung der älteren Schwestern plus Haus und Garten; Mitglied im Leitungsteam der Schwesternschaft
StandortKünzelsau

Groß geworden in einer christlichen Familie, war mir schon in jungen Jahren klar, dass ich mich auch persönlich für oder gegen ein Leben mit Gott entscheiden muss. In der Pubertät erlebte ich dann ein Hin- und Her-Gerissen-Sein von dem, was »man« in diesem Alter gut findet und dem, worin ich erzogen wurde. 1979 fand in unsrer Gemeine (Schriesheim) eine Evangelisationswoche mit den CT-Brüdern statt. Wir Konfirmanden mussten an mindestens 3 Abenden teilnehmen. Die südamerikanische Folklore-Musik der »B-Band« hatte unserem damaligen Musikgeschmack so gar nicht entsprochen. Die allabendlichen Predigten schienen nicht enden zu wollen. Ich könnte auch keinen einzigen Satz der Predigten wiederholen. Und dennoch hat mich etwas zutiefst bewegt. Es war die Ausstrahlung der Brüder. Sie schienen in ihrem Leben »angekommen«, froh und zu-frieden zu sein. Danach sehnte ich mich auch. Und so sagte ich Jesus, dass ich ganz für ihn leben wollte. Gott nahm mich beim Wort und es begann ein »buntes« Leben mit ihm. Im Jugendkreis der Gemeinde habe ich viel über das Leben mit Jesus gelernt und in meinem Alltag versucht zu leben.

Die Frage der ganzen Hingabe an Gott stellte ich mir nochmal neu während eines »diakonischen Jahrs« (heute FSJ) im Pflegeheim der CT-Schwestern. Ich wollte Jesus „ganz zur Verfügung“ stehen. Aber ob ich bereit wäre, für ihn ehelos zu bleiben??? Ein »JA« für diese Lebensform (wenn Gott das wollte) fiel mir nicht leicht. »Halbe Sachen/halbe Hingabe« wollte ich aber auch nicht leben. Also sagte ich ganz bewusst: »Ja, wenn Du, Jesus das willst für mein Leben, dann bleibe ich bewusst ledig«. Ich erlebte spontan sooo eine Freude und einen Frieden, dass mir klar war, dass Gott schon die ganze Zeit auf dieses JA gewartet hatte und dass dies meine Lebensform sein soll und wird. Aber in eine Schwesternschaft eintreten? Das schien mir doch ein zu unfreies Leben, das ich mir nicht wünschte und auch nicht vorstellen konnte. Aber Gott ließ nicht locker und immer wieder hörte ich diese Frage nach verbindlicher Lebensgemeinschaft in mir. Während einer Gemeindefreizeit in Ralligen habe ich erneut ganz »JA« gesagt, als ich nicht mehr weghören konnte und wusste, dass mein Weg in die CT-Schwesternschaft führt. Damals war ich 18 Jahre alt. Nach meiner Ausbildung zur Altenpflegerin trat ich 1985 in Mittelfischach (damals ein kleines Gästehaus der CT-Schwesternschaft) in die Gemeinschaft ein.

Ein Abenteuer begann, doch ziemlich schnell war ich desillusioniert. Weniger in Bezug auf meine Mitschwestern als auf mich selbst. Ja, im gemeinsamen Leben lernt man sich selbst nochmal ganz anders kennen. Aber das war und ist so wichtig. Ich habe erfahren was Gnade bedeutet, was Vergebung bedeutet, was Gottes Hingabe an mich bedeutet. Das Leben in der Gemeinschaft zeigt mir immer wieder meine eigenen Begrenzungen. Umso mehr lerne ich loszulassen und Gott machen zu lassen. Und er ist mein liebender Vater, der sich einen wunderbaren Weg für mein Leben ausgedacht hat.

Mein größter Wunsch und mein tägliches Gebet: Wachse, Jesus, wachse in mir!