Nach meinem Medizinstudium und einigen Jahren im Beruf stellte sich für mich noch einmal neu die Frage: »Gott, wo, an welchem Platz, siehst du mich?« Dieser Frage wollte ich in Ruhe nachgehen, ich sehnte mich nach einer Auszeit in einer christlichen Gemeinschaft. So begann ich zu überlegen, wo ich diese Zeit verbringen könnte. Als erstes fielen mir die Christusträger-Brüder ein. Ich kannte sie bereits von Freizeiten. Ihr gemeinsames Leben hatte mich fasziniert. Dann realisierte ich, dass es auch bei den Christusträger-Schwestern möglich ist, »Kloster auf Zeit« zu machen. So nahm ich telefonisch Kontakt zu ihnen auf. Es kam zunächst zu einem Kennenlernen und anschließend zu 6 Monaten Mitleben.

Mich bewegte während dieser Zeit vor allem die Frage, welche Prioritäten Jesus Christus im Leben setzt. Beim Lesen der Evangelien bin ich immer wieder über das Liebesgebot »gestolpert«: Gott lieben, den Nächsten lieben – also seinen Mitmenschen, sich selber lieben. Mir wurde bewusst, dass ich dieses Gebot in einer Gemeinschaft mehr leben kann – in aller Unvollkommenheit. Gleichzeitig wurden die Schwestern gefühlt mehr und mehr Familie, ich fühlte mich unter ihnen zuhause. In dieser Situation habe ich durch verschiedene Begebenheiten Gottes Reden erlebt, seine Einladung, mein Leben als Teil dieser Gemeinschaft zu leben.

So fing im Anschluss an mein halbes Jahr »Kloster auf Zeit« mein Noviziat an. Das ist bei uns Christusträger-Schwestern eine 1 ½-jährige Ausbildungszeit, in der man selber, aber auch die Gemeinschaft prüft, ob der gemeinsame Weg auf Dauer gut ist. Ich konnte auf Fortbildungen verschiedene Novizen und Novizinnen aus anderen evangelischen und katholischen (Ordens-)Gemeinschaften kennen lernen. Das habe ich als sehr bereichernd erlebt. Während meines Noviziats gab es Höhen und Tiefen, insgesamt aber bestätigte sich der gemeinsame Weg für beide Seiten. Im Mai 2021 endete mein Noviziat mit meiner Einsegnungsfeier. Nun arbeite ich in Teilzeit im Gesundheitsamt und unterstütze die Schwestern im Gästehaus.

Gerne bin ich gemeinsam mit meinen Schwestern unterwegs und bin gespannt, was Gott — auch in Zukunft — für uns vorbereitet hat.