Karachi, Pakistan
Weg-Notizen aus Karachi 9/21

11. September! Was für ein denkwürdiges Datum! Die Entwicklung in A. und das Drama, das sich nun vor der Weltöffentlichkeit abspielt, hat Auswirkungen auch für die Zukunft unseres Gastlandes. In unserm mehr oder weniger verrückten Karachi-Alltag könnte man die „Not der Welt“ aber manchmal glatt vergessen. Zuviel „eigene Not“ bedrängt uns, der wir Abhilfe schaffen müssen – sei es bei den Witwen und Witwern, die wir regelmäßig unterstützen, bei unseren Mitarbeitern und ihren Familien-Angehörigen oder aber bei den ca. 90 Kindern, die in unseren Heimen leben.

Cristal, Anjal und Daud dürfen wieder in die Schule

Cristal, Anjal und Daud dürfen wieder in die Schule

Das neue Schuljahr begann in Etappen.  Zunächst gab es nochmals 2 Wochen Lockdown. Dann wagten einzelne Schulen (entgegen der öffentlichen Anordnung) mit Online-Klassen zu starten. Dagegen lief in einer anderen Schule den ganzen Monat gar nichts. 12 College-Studenten und Studentinnen konnten endlich ihre bereits mehrfach verschobenen Prüfungen ablegen. Die Jungen fuhren an den Prüfungstagen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den jeweiligen Prüfungszentren. Die Mädchen mussten aus Sicherheitsgründen dorthin gebracht und wieder abgeholt werden, da es in letzter Zeit landesweit vermehrt sexuelle Übergriffe gab. Da kann schon eine kleine, unbeaufsichtigte Wegstrecke lebensgefährlich sein! 

3 Nägel im Reifen

3 Nägel im Reifen

Gestern war ich (neben anderem) damit beschäftigt, dass 7 Kinder (17 – 18 Jahre, aber noch ohne ID-Karte) & eine Mitarbeiterin ihre Covit-19 Impfungen bekommen. Im Vorfeld hatte ich bereits allerlei Dokumente der Kinder kopieren müssen und einige (soweit vorhanden) auch im Original mitgeben. Das ist etwas, was man sehr ungern tut, weil diese so „kostbar“ sind und leicht auf der Strecke bleiben. Ohne die Covid-Impfung dürfen die Jugendlichen nun nicht mehr ins College und auch nicht die noch ausstehenden praktischen Prüfungen (nächste Woche!) machen. Dabei steht offiziell in den Medien, dass Teams in die Colleges kommen und die Kinder dort geimpft werden sollen. Stimmt alles nicht... aber es war auch nicht einfach, dann eine Impfzentrum zu finden, dass sie dann „Ohne Brief vom College“ impft. Gott sei Dank hatte ich den Eindruck, Pervez mit dieser Mannschaft zu schicken. Er ließ nicht locker, kurvte hier und dorthin, schwätzte sich durch das fehlende Papier durch – und bekam alle geimpft! Die Mitarbeiterin bekam ihre 2., die sie am Sonntag an ihrem eigentlichen Impfzentrum nicht bekommen hatte! Die 7 Jugendlichen bekamen Moderna – man höre und staune! Es ist im Rahmen vom Covax-Program über Am. hier gespendet worden.

Sr. Dietlinde mit Kindern

Sr. Dietlinde mit Kindern

Der Verkehr und der Müll überall werden immer schlimmer! An der Hauptstraße, an der Haus Samuel und Haus Tabitha liegen, ist es unbeschreiblich. Wie gut, dass Feiertage Farbe in den grauen Alltag bringen. Sr. Dietlindes 40-jähriges CT-Jubiläum und Gottes Treue konnten wir nur im kleinen Rahmen begehen. Die nächste Feier ist mein Geburtstag. Da er dieses Jahr auf einen Sonntag fällt und wir vormittags im Gottesdienst unserer internationalen Gemeinde sein werden, wird in Etappen in den drei Heimen gefeiert. Die Kinder haben große Freude und lassen sich allerhand dafür einfallen. Wir haben von einer extra Spende ein besonderes Reisgericht (Bryani) für alle bestellt. Das ist etwas ganz Besonderes und die Küchen-Teams in den Häusern haben dadurch einen sehr reduzierten Sonntagsdienst.  

— Sr. Dagmar, 14. September 2021