Rückblick – Seit 1987 in Rawalpindi/Pakistan

Nach 60 Jahren Schwesternschaft haben wir viel Grund zur Dankbarkeit und wollen einige Geschichten teilen. Heute berichtet Sr. Chris was sie seit 34 Jahren in Pakistan hält und wie sie nach einem schweren Erdbeben konkret helfen konnte.

Sr. Chris bei der Visite

Sr. Chris bei der Visite

Oft werde ich von Pakistanern gefragt: »Warum arbeiten Sie für Lepra- und Tuberkulose-Kranke in Pakistan? In Deutschland hätten Sie es doch viel besser!« Meine Antwort, dass wir Christen die Liebe Gottes durch unser Leben weitergeben wollen, ist für sie neu und unbekannt. Ich weiß nicht, was die Menschen, die in dem vom Islam geprägten Umfeld aufgewachsen sind, mit diesem »Denkanstoß« machen. Aber ich bin sicher, dass es für die meisten das erste Mal ist, von einem Gott der Liebe zu hören.

Und Gott kann weiterwirken…

Pakistan wird immer wieder von Natur-Katastrophen heimgesucht

Am Abend des schweren Erdbebens vom 08.10.2005 erreichte uns ein verzweifelter Hilferuf, dass es im total zerstörten Ort Balakot viele Verletzte ohne Versorgung gäbe. Wenige Tage vorher war ich dort in unserem Lepra-Hospital zu dem monatlichen Einsatz und war erst zwei Tage vor dem Erdbeben nach Rawalpindi zurück gefahren. Unser Hospitalgelände wurde wie 95% der Häuser der Stadt dem Erdboden gleich gemacht und es gab viele Tote. Wenn meine Zeitplanung anders gewesen wäre, wäre ich vielleicht nicht mehr unter den Lebenden.

Trümmer nach dem Erdbeben 2005

Trümmer nach dem Erdbeben 2005

Wir Schwestern waren uns sofort einig, dass wir schnellstens helfen wollten. Sr. Adelheid und ich fuhren mit einigen Mitarbeitern noch in der Nacht los. Erst am nächsten Morgen konnten wir den Ort erreichen. Es war ein unvergessliches Bild des Grauens. Später wurde bekannt, dass durch das Erdbeben etwa 3,5 Millionen Menschen obdachlos wurden und rund 87.000 ums Leben gekommen waren. Aber Gott hat durch unseren Einsatz Wunder an einzelnen Menschen getan.

Wir Christen waren die ersten, die diesem rein muslimischen Ort medizinische Hilfe brachten. Die Leichtverletzten konnten wir direkt dort behandeln, die Schwerverletzten wurden bald darauf von der Armee mit Hubschraubern ausgeflogen. In den folgenden Monaten halfen wir über 70.000 Menschen, die alles verloren hatten, den harten Winter zu überstehen, und in den nächsten Jahren konnten wir für 250 besonders bedürftige Familien erdbebensichere Häuser bauen lassen. Es waren harte Zeiten, und wir wurden mit viel Leid konfrontiert.

Sr. Chris hilft Verletzten

Sr. Chris hilft Verletzten

Doch es gab auch intensive Momente der Freude und Dankbarkeit

Wir hatten schon im Frühsommer einen netten ca. 12 jährigen Jungen mit Hüft-Tuberkulose aus der Gegend von Balakot im Hospital Rawalpindi aufgenommen, weil er noch eine Operation brauchte. Im August konnten wir ihn mit Beckengips entlassen. Nach dem Erdbeben hörten wir, dass er umgekommen sei. Das machte uns sehr traurig, weil er so ein fröhlicher Kerl war und wir auch so viel in ihn investiert hatten. An einem Samstag wurde er plötzlich von seinem Vater strahlend bei uns abgeliefert, weil es Zeit war, den Gips zu entfernen. Er war zwar mit seiner Mutter verschüttet gewesen, aber konnte lebend und ohne größere Verletzungen geborgen werden. Jemand hatte seinen Namen verwechselt. Da haben wir uns vielleicht gefreut!

»Der Herr, dein Gott, hat dich gesegnet in allen Werken deiner Hände.« 5. Mose 2,7

Diese Aussage kann ich von Herzen für unser und mein Leben in Pakistan bestätigen und einfach nur dankbar sein.

— Sr. Dr. Chris, 24. Januar 2022