KARACHI ist eine Stadt mit 25 Millionen Einwohnern. Unsere drei Kinderheime liegen in einem nördlichen Stadtteil.
Gemeinsamer Küchendienst in Haus Hanna
Die Straßen sind meist verstopft, der Straßenverkehr total chaotisch. Es gibt sehr exklusive Wohngebiete und inzwischen auch riesige Hochhäuser. Das Stadtbild beherrschen aber die vielen Gebiete mit primitiv gebauten Zementhäusern, sehr engen, dunklen Gassen, oft noch mit offener Kanalisation.
Am Straßenrand häuft sich der stinkende Müll, an dem sich noch Ziegen-oder Kuhherden »weiden« – oder auch Müllsammler nach Verwertbarem suchen. Unsere drei Kinderheime liegen in einem nördlichen Stadtteil: ein Heim in einem besseren Wohngebiet, die beiden anderen in einem schlechteren, in dem Stromsperren und Wasserknappheit eher die Regel als die Ausnahme sind. Die Straßenkriminalität ist in der ganzen Stadt sehr hoch und von den Behörden nicht unter Kontrolle.
Kürzlich erlebte eine unserer Mitarbeiterinnen dies auf drastische Weise: Farzana hat nachts als Hausmutter die Aufsicht in einem der Heime. Morgens wird sie von ihrem Sohn mit dem Moped abgeholt. Eines Morgens stürzten beide. Auf der Straße liegend wurden sie dann noch ausgeraubt. Wir sind dankbar, dass Farzana und ihr Sohn nichts gebrochen hatten und sie mit einem Schrecken, Schürfwunden und Prellungen davon kamen.
Jedes Heim hat eine hohe Umgebungsmauer und einen kleinen Innenhof. Hier toben sich die Kinder aus und es ist erstaunlich, wie gekonnt sie aneinander vorbeiflitzen. Auf der Straße spielen oder gar auf einem Spielplatz ist nicht möglich. Zur Schule müssen sie über die Straße begleitet oder gefahren werden, nur die ältesten Kinder, die schon fast erwachsen sind, sind selbständig.
Große Wäsche bei akutem Wassermangel
Wasser, Strom, Gas zum Kochen – nichts ist selbstverständlich. Immer wieder gibt es Ausfälle oder Probleme. Das macht den Alltag oft mühsam. Die Kinder sind mit eingespannt in die Hausarbeiten, sei es die Mahlzeiten zubereiten oder beim Wäsche-Waschen. Jedes ältere Kind hat einen kleinen Partner, der mitzuversorgen ist. Karachi war in den letzten Wochen oft an der Spitze einer Weltrang-Liste: Städte mit der größten Luftverschmutzung! Das ist ein trauriger Rekord. Ein paar unserer Kinder, die Asthma haben, leiden besonders darunter.
Ausflug zum Strand von Karachi
Der jährliche Strandausflug ist ein absoluter Höhepunkt im Heim-Alltag. Vom letzten Ausflug berichtet Sr. Dagi:
Die Vorfreude der Kinder ist groß. Die Kleinen zählen die Tage daraufhin. Zuerst waren die Mädchen und sieben kleine Jungen dran. Am Meer ist ein langer Sandstrand, zwar nicht so sauber wie in Deutschland, aber dafür sind dort Kamele, die für einen kleinen Ritt gemietet werden können. Das Wetter war an diesem Tag nicht so gut und anfangs sogar gefährlich, weil die Strömung so stark war. Doch wir hatten ein paar treue Freunde aus unserer internationalen Gemeinde dabei, die schwimmen konnten und mit aufpassten, dass sich keines der Kinder zu weit vom Ufer entfernte. Die Siemens-Company stellte uns wieder ihr Firmen-Strandhaus zur Verfügung mit Wasser- und Gas-Anschluss und sogar Erfrischungsgetränken. Das Mittagessen war am Vorabend und am frühen Morgen in den Heimen zubereitet worden. Die Unmengen an Fladenbroten konnten wir im nahegelegenen Dorf am Strand besorgen. Die Jungen von »Haus Samuel« hatten ihren Ausflugstag etwas später. An diesem Tag waren die Gezeiten-Verhältnisse optimal! Wir genossen diesen Tag, auch wenn es zurück wieder durch den dichten Verkehr ging.
— Sr. Christine und Sr. Dagi, 6. Februar 2025